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Veränderungen im Reiseverhalten: Der Bus als Profiteur des Klimawandels?

Wer mit dem Bus in den Urlaub fährt, erleidet keine Flugscham. Doch so nachhaltig, wie die Deutschen gerne wären, sind sie in der Realität nicht, zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Tourismusforschung, die Manon Krüger, Referentin für Forschungsvorhaben, auf einem Panel des BUS2BUS Future Forums vorstellte. Sie hat das Urlaubsreiseverhalten der Deutschen ausgewertet. Jede:r zweite sage zwar, dass die Reise ökologisch und sozial verträglich sein soll. Aber nur bei jeder vierten Langzeitreise hätten diese Faktoren tatsächlich eine Rolle gespielt. Etwas einfacher sei es bei Kurzreisen, für die die Menschen oft in der Nähe ihres Heimatortes blieben. Insgesamt beobachtet die Tourismusexpertin aber eine starke Diskrepanz zwischen Wollen und Tun. Sicherheit, Kosten oder Zeit seien bei der Wahl des Verkehrsmittels tatsächlich wichtigere Entscheidungskriterien als der CO2-Fußabdruck. Um Busreisen attraktiver zu machen, rät Manon Krüger unterschiedliche Zielgruppen näher in den Blick zu nehmen und feste Programme gegebenenfalls aufweichen. Während ältere Tourist:innen möglicherweise die Sicherheit einer Reiseleitung bräuchten, schätzten jüngere mehr Flexibilität. Von vielen werde der Bus bereits als klimafreundliches Verkehrsmittel betrachtet. Allerdings könne der Vorteil kann momentan noch nicht komplett ausgespielt werden.

Anette Seidel, Senior Consultant bei dem Beratungsunternehmen mascontour, beobachtet eine Unsicherheit bei den Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeitszertifikate. Zugleich trage die Energiekrise dazu bei, dass sie sich stärker über Ressourcen Gedanken machten. Konkrete Maßnahmen für eine Umorientierung der Branche gingen oft von einzelnen Regionen aus. Als Beispiel nannte sie Bad Hindelang im Allgäu, das sich schon lange für einen sanften Tourismus stark mache. Dazu gehörten Rufbusse, die die Gäste per App bestellen können. Sie bringen die Touristen nach einem Door to Door-Prinzip zum Ziel und werden damit individuellen Mobilitätsbedürfnissen gerecht. Finanziert werde das System durch den Gästebeitrag. Weitere Stellschrauben dafür, dass Menschen nicht mit dem eigenen PKW anreisen, sieht sie in hohen Parkgebühren. Besonders Tagesausflügler könnten über einen günstigen Mobiltätshub dazu gebracht werden, das Auto außerhalb der Innenstadt stehen zu lassen. Wichtig sei es, dass solche Angebote verlässlich seien, auch wenn sie nicht vom ersten Moment an rentabel sind. Denn wenn die Mobilität funktioniere, kämen viele Menschen auch wieder. Wichtig sei, dass das Mobilitätsangebot bereits bei der Buchung kommuniziert werde.

Jürgen Schultheis, Senior Manager, House of Logistics and Mobility (HOLM), rät der Busbranche stärker herauszustellen, dass sie mit Punkt zu Punkt-Verbindung ein komfortables und zugleich klimaschonendes Reiseerlebnis schaffe. Bezogen auf die Personenkilometer sei der Bus die energieeffizienteste Methode zu Reisen. Konzepte wie Mobilitätshubs in Großstädten wie Berlin ließen sich auch auf Touristendestinationen übertragen, bräuchten aber einen langen Atem, um tatsächlich akzeptiert zu werden.

Dem schloss sich auch Dr. Stefan Carsten, Zukunftsforscher und Kurator des BUS2BUS Future Forums, an. Tourismusregionen müssten mittel- und langfristig denken und auf Intermodalität achten. Die preisliche Integration des ÖPNV in die Gästekarte könnte Vorbildcharakter haben.

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