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5 Fragen an Zoltán Sipos

Erzählen Sie uns etwas über sich und Ihren Werdegang zum CEO von Electrobus Europe.

Von Beruf bin ich Wirtschaftswissenschaftler, aber irgendwie habe ich in meiner Laufbahn immer in Produktionsunternehmen gearbeitet, sei es in der Massenproduktion oder an Einzelprojekten. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, viele technologische Prozesse, Materialien und Unternehmensumgebungen kennenzulernen, während ich gleichzeitig eine Führungsposition einnahm und Schlüsselpositionen in verschiedenen Branchen innehatte. IKARUS als großer Name zog mich an, obwohl ich vorher noch nicht in der Automobilindustrie gearbeitet hatte. Trotzdem haben mir die bisherigen anderthalb Jahre hier viel Erfahrung, neue Kontakte und Erfolg gebracht. In einer guten Gemeinschaft, mit einem stabilen Eigentümerhintergrund und ehrgeizigen Zielen arbeiten wir für den Erfolg von IKARUS auf dem Markt. Mein Unternehmen, Electrobus Europe, ist Teil der Ikarus-Gruppe und für den Vertrieb und den Kundendienst zuständig.

Nach einer zwanzigjährigen Unterbrechung kehrt Ikarus erfolgreich auf den deutschen Markt zurück, wo 2022 die meisten E-Busse in der EU in Betrieb genommen wurden. Welche Rolle spielt Electrobus Europe hier?

Electrobus Europe wird den Verkaufsprozess mit öffentlichen Ausschreibungen starten, Beziehungen mit potenziellen Partnern etablieren und pflegen und die neuesten Ikarus-Modelle durch Vorführbusse auf dem deutschen Markt einführen. Darüber hinaus wird ein Servicenetz aufgebaut, das auch für den deutschen Markt unerlässlich ist. Trasco-Bremen ist ein verlässlicher Partner, um diese professionelle Tätigkeit und Vermarktungsaufgaben vorzunehmen. Die Rückkehr des Ikarus auf den deutschen Markt ist auf großes Interesse gestoßen, so dass unseren Kunden dort ab diesem Jahr zwei Vorführbusse zur Verfügung stehen werden.

Sie repräsentieren eine Traditionsmarke. Wie schätzen Sie die Chancen ein, eine Führungsrolle auf dem internationalen und deutschen Markt einzunehmen? Wie wichtig sind weitere Kooperationen in diesem Zusammenhang?

So ruhmreich wie die Vergangenheit von Ikarus ist, so realistisch müssen wir die heutige Marktsituation einschätzen. In den letzten zehn Jahren hat es einen grundlegenden technologischen Wandel im ÖPNV gegeben. Zwischenzeitlich sind neue Akteure an die Stelle von Ikarus getreten sind, die uns zeitweilig vom Markt verdrängt haben. Daher müssen wir die Marktrückkehr umsichtig gestalten. Nur mit der richtigen Markt- und Produktstrategie wird es uns gelingen, langfristig einen Marktanteil zurückzuerobern. Lokale Partnerschaften mit Industrieverbänden, den Medien, Kapitalgebern und Zulieferern stellen einen sehr guten Ansatz dar. Ohne sie wäre ein erheblicher Teil des Marktes nicht greifbar und zugänglich.

Der Wandel zu nachhaltigen, insbesondere elektrischen Antrieben hat in Europa enorm Fahrt aufgenommen. Wie gut sind die ungarische Busindustrie und Ikarus aufgestellt?

Ich stimme mit Ihnen überein, dass der Wandel begonnen hat und dass eine zusätzliche Unterstützung den Prozess beschleunigen wird. Der größte Teil der Branche ist noch dabei zu lernen, wie die neuen Antriebsketten effektiv genutzt werden können. Dies spiegelt sich darin wider, dass Praktiken überdacht, nach Optimierungsmöglichkeiten gesucht und mit dem Aufbau der Infrastruktur begonnen wird. In fast allen Bereichen gibt es noch große Potenziale und Herausforderungen. Ich persönlich würde von den EU-Entscheidungsträgern einen Paradigmenwechsel erwarten. Subventionen sind sehr wichtig für den Schutz unserer Umwelt, aber die Erfahrung zeigt, dass es nicht ausreicht, den Ersatz von Busflotten teilweise zu finanzieren, wenn der Infrastruktur keine Beachtung geschenkt wird und keine Mittel zur Verfügung stehen. Ikarus und die ungarische Busindustrie sind da gegenwärtig im Nachteil. Es gibt Wettbewerber, die uns gegenüber im Vorteil sind, was sogenannte umweltfreundliche Antriebe angeht. Ich sehe jedoch die Möglichkeit, diese Situation zum Positiven zu wenden, zum einen, weil wir gute strategische Partner haben, mit denen wir die Technologie weiterentwickeln können, zum anderen, weil Ikarus ein riesiges Potential hat, um sich erfolgreich auf dem Weltmarkt zu etablieren.

Wasserstoff und autonome Antriebe sowie moderne Telematik beeinflussen Smart City-Konzepte und umgekehrt. Ist Electrobus Europe/Ikarus bereits mit solchen Projekten involviert?

Wir haben derzeit keine offenen Projekte im Bereich des autonomen Fahrens, aber wir interessieren uns sowohl für den Wasserstoffantrieb als auch für die übergeordnete Nutzung der Telemetrie, und wir verfolgen diese Entwicklungsthemen aktiv. Bei der Telemetrie konzentrieren wir uns auf Predictive Forecasting, die wir noch in diesem Herbst als einsatzbereite Lösung auf den Markt bringen wollen. Was den Wasserstoffantrieb betrifft, arbeiten wir mit Herstellern, die federführend in dieser Technologie sind, zu unserem gegenseitigen Vorteil zusammen.

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