Seiteninhalt

Zur Übersicht

Wie der E-Reisebus in Fahrt kommen kann

EIn Gastbeitrag von Claus Bünnagel, Chefredakteur, busplaner

MAN wird noch im Spätsommer einen Ausblick auf seine künftige Strategie bei der Elektrifizierung des Reisebusses präsentieren. Auch Hersteller wie Daimler sind bereits in den Startlöchern, andere wie Van Hool, BYD und Yutong bereits mit entsprechenden Modellen auf der Straße.

Zwei E-Reisebusse sind auf einer Betonfläche geparkt.

Van Hool hat in den USA bereits elektrische Reisebusse auf der Straße. Foto: Van Hool

Ladeparks für Nutzfahrzeuge entstehen an der Autobahn

Ein erster zarter Anfang wird aktuell an der 600 Kilometer langen, stark befahrenen Logistikroute des Rhein-Alpen-Korridors gemacht, die unter anderem die Großräume Rhein-Neckar und Rhein-Main mit der Metropolregion Rhein-Ruhr verbindet. An künftig acht 300-Kilowatt-Ladestationen von Aral pulse zwischen Schwegenheim (Südpfalz) und Dortmund können E-Lkw und -Busse in 45 Minuten grünen Strom für eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern beziehen.

Eine Landkarte auf der acht Ladestationen von Aral pulse zwischen Schwegenheim und Dortmund eingezeichnet sind.

Zwischen Ruhrgebiet und Südpfalz wird aktuell der erste Ladekorridor für E-Lkw- und -busse eingerichtet. Grafik: Aral AG

Knackpunkt Energieversorgung

Allerdings wird der Aufbau der Ladeinfrastruktur zunächst entlang der Hauptverkehrstrassen und später flächendeckend in Europa noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Die Ausstattung der Rastpunkte mit Ladern erscheint insgesamt ebenso wie der E-Flottenaufbau zwar anspruchsvoll, aber machbar bis 2035. Das schwerwiegende Problem lauert beim Netzanschluss. Zwar fällt für diesen lediglich ein Bruchteil – Größenordnung zwischen 5 und 10 Prozent – der spezifischen Kosten für die Bereitstellung der Ladeinfrastruktur an. Viel teurer ist diesbezüglich die Errichtung der Ladepunkte auf dem Hub selber bei Investitionen von 300 Euro pro Kilowatt-Ladeleistung für MCS-Lader. Aber dafür ist beim Netzanschluss mit langen Planungs- und Umsetzungszeiträumen zu rechnen.

Ein Mann bedient eine Megawatt-Ladesäule, die auf einer Messe vorgestellt wird.

Premiere des MCS-Ladesystems von CharIN im vergangenen Jahr. Foto: CharIN

Oftmals könnte der bereits mitunter aufwendige Anschluss ans Mittelspannungsnetz nicht ausreichen. Dann heißt die Königslösung: Anschluss an ein Hochspannungsnetz über ein eigens errichtetes Umspannwerk. Die Kosten dafür betragen, je nach Kabellänge von 2 bis 10 Kilometern und für einen möglicherweise benötigten Transformator, zwischen 5,86 und 16,82 Millionen Euro, wobei für das Umspannwerk alleine 3,2 Millionen Euro aufgebracht werden müssen. Für den Prozess der Hochvoltanbindung können leicht bis zu zehn Jahre kalkuliert werden.
Um dies zu vermeiden und mit Anschlussleistungen von maximal 20 MVA (Megavoltampere) auszukommen, könnten daher in Zukunft verstärkt Lademanagementlösungen und/oder Pufferbatterien auf den Rastanlagen zum Einsatz kommen.

Ein weißer E-Reisebus fährt auf einer Straße. Im Hintergrund sind ein See und Berge zu sehen.

In den nächsten Jahren werden wir in Europa auch elektrische Reisebusmodelle sehen. BYD setzt solche bereits in China ein. Foto: BYD

Fazit

Es benötigt äußerst dringend ein strukturiertes Zusammenarbeiten von Politik, Raststätten, Netzbetreibern, Energieunternehmen sowie Herstellern von Schnellladern und E-Fahrzeugen, um einen belastbaren Plan für die Errichtung einer zukunftsfähigen Ladeinfrastruktur für E-Busse und E-Lkw an deutschen Autobahnen festzulegen. Wenn in zwei bis drei Jahren die ersten Modelle auf der Straße sind, ist es dafür bereits zu spät. Vor allem sollten die Lösungen langfristig angelegt sein, um unnötige Doppelinvestitionen zu vermeiden.

Bleiben Sie auf dem Laufenden in der Welt der Mobilität!

Melden Sie sich noch heute für unseren Newsletter an und erhalten Sie als Erste*r Informationen über die kommende Fachmesse für Mobilität in Berlin.