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New Mobility in Israel - Ein Reisebericht

Das Verkehrssystem in Jerusalem schaute sich Totinia Hörner, Moderatorin und Expertin für Mobility & Innovation, näher an.

Kaum bin ich am Flughafen Ben Gurion nähe Tel Aviv angekommen, tummeln sich wie in vielen anderen Städten die Taxis vor dem Ausgang. Weiter hinten steht eine Reihe von großen gelben Vans. Es sind Sheruts, Sammeltaxis, die günstige Fahrten nach Jerusalem anbieten. Sobald ihre etwa zehn Plätze belegt sind, fahren sie an die gewünschte Adresse in Jerusalem. Sheruts verkehren im Inter- als auch im Intra-City Verkehr und bieten eine spannende Alternative zu Taxis. Wenig digitalisiert kommuniziert man den gewünschten Ausstieg mit Handzeichen und Rufen. Ich entscheide mich jedoch für den öffentlichen Verkehr und folge den großen gelben Schildern, die den Weg zu den öffentlichen Verkehrsmitteln weisen. Ein Speed Train nach Jerusalem ist die beste Alternative. Der seit 2018 aktive Schnellzug braucht nur knapp 30 Minuten nach Jerusalem und ist je nach Uhrzeit gut gefüllt, dabei ist er allerdings wesentlich günstiger und schneller als ein Taxi oder Sammeltaxi nach Jerusalem, beide brauchen etwa 40 Minuten.

Die Rav Kav (Multi-Linien-Karte)

Um den öffentlichen Verkehr zu nutzen, führte Israel Anfang 2019 in Metropolregionen wie Jerusalem, Tel Aviv und Haifa ein einheitliches Ticketing-System ein, das die einfache Handhabung und Nutzung der Verkehrsmittel ermöglicht und das Barzahlen im Bus abschaffte. Heute können landesweit keine Tickets mehr bei Busfahrer*innen gekauft werden, unter anderem um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. In Jerusalem kann man die Multi-Linien-Karte namens Rav Kav sowohl an zentralen Haltestellen als auch an ausgewählten Kiosken und in Supermärkten erwerben. Am Flughafen ist die Karte am Servicepoint erhältlich.

Rav Kav © Matthias Hinrichsen

Rav Kav © Matthias Hinrichsen

Ticket check © Citypass

Ticket check © Citypass

Servicepoint Flughafen © Matthias Hinrichsen

Servicepoint Flughafen © Matthias Hinrichsen

Für nur fünf Shekel, je nach Wechselkurs etwa 1,20 Euro, erhält man eine wiederaufladbare Chipkarte mit einer Gültigkeit von acht Jahren, die an die Oystercard aus London erinnert. Die Karte kann sowohl an Ticketautomaten als auch problemlos über die Rav Kav-App auf- und nachgeladen werden. Auch der Guthabenstatus lässt sich via App einfach checken.

Rav Kav App © Totinia Hörner

Rav Kav App © Totinia Hörner

Rav Kav App ©Totinia Hörner

Rav Kav App ©Totinia Hörner

Apps

Neben der Rav Kav-App unterstützen weitere Apps die einfache Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Die App HopOn ersetzt beispielweise die physische Rav Kav-Karte. Der Fahrgast scannt den QR-Code im Bus oder in der Bahn und kann so die Fahrt direkt bezahlen. Eine weitere App, die sich großer Beliebtheit erfreut, ist die MaaS-App Moovit. Das 2012 in Israel gegründete Startup, bietet eine Plattform für geteilte Mobilität und ist im Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Sie bündelt alle Verkehrsangebote der Stadt, einschließlich Carsharing, Bikesharing, Taxi und mehr, um für jede Strecke die passende Lösung anzubieten. Zudem stellt sie Echtzeit-Informationen über öffentliche Verkehrsmittel - sowohl Routen als auch Fahrzeiten zur Verfügung.

Die Rolle des Busses

In Jerusalem angekommen wird eins sehr schnell deutlich: der Bus ist ein sehr beliebtes Verkehrsmittel. Dies liegt mit großer Wahrscheinlichkeit an der günstigen, zuverlässigen sowie pünktlichen Alternative, die der Bus darstellt. Mit Gadgets wie der Streckenverfolgung des gewünschten Busses und Echtzeitinformationen zur Ankunft via Moovit-App sowie Google Maps, wird Transparenz geschaffen und die Nutzung erleichtert. Dadurch wird die Nutzung vom Bus als Verkehrsmittel zu einer wirklich attraktiven Option.

Bus in Jerusalem © Totinia Hörner

Bus in Jerusalem © Totinia Hörner

Die Tram in Jerusalem

Neben dem Bus ist die Stadtbahn ein populäres Fortbewegungsmittel. Während das Stadtbahnprojekt in Tel Aviv aktuell in Verzug ist, profitiert Jerusalem bereits seit 2011 von dem so genannten Light Rail. Mit rund 14 Kilometern verläuft die Tramlinie quer durch die Stadt und verbindet den Norden mit dem Westen. Die Strecke verläuft unter anderem durch eine sehr belebte Fußgängerzone, die meist hupend durchquert wird. Da es keine Abtrennung zwischen Fahrbahn und Fußgängerbereich gibt, wird gehupt sobald die Bahn kommt: das Signal für alle Fußgänger*innen zur Seite zu treten. Sobald sie weitergefahren ist, schwärmen sie zurück auf die Schienen.

Tram Fußgängerzone in Jerusalem © Totinia Hörner

Tram Fußgängerzone in Jerusalem © Totinia Hörner

Sonstige Mobilitätslösungen

Neben den vielen Nutzer*innenvon öffentlichen Verkehrsmitteln konnte ich eine Begeisterung für private E-Scooter und E-Bikes beobachten. Die Anzahl an gesichteten Elektroautos oder Hybridfahrzeugen war jedoch überschaubar.

Im Bereich des autonomen Fahrens beherbergt Israel mehrere Unternehmen, die an AV-Technologie arbeiten, darunter Mobileye, das 2017 von Intel übernommen wurde. Die israelische Regierung fördert die Forschung und Entwicklung dieser Verkehrstechnologie. Im Rahmen eines zweijährigen Pilotprogramms betreiben vier Gruppen von Technologieunternehmen und Busbetreibern selbstfahrende öffentliche Busse, um die Straßen zusätzlich zu entlasten. Die Auswertung wird zeigen, inwiefern das geklappt hat.

Hybrides Fahrzeug © Totinia Hörner

Hybrides Fahrzeug © Totinia Hörner

E-Scooter © Totinia Hörner

E-Scooter © Totinia Hörner

Abschließend lässt sich festhalten, dass die neue Mobilität in Israel auf vielfältige digitale Lösungen zurückgreift, die oft von israelischen Startups entwickelt werden. Diese Lösungen entlasten den Verkehrssektor und ermöglichen intelligente Transportlösungen. Indem die Stärken der Digitalisierung genutzt werden, gelingt es den Metropolregionen Israels einen wachsenden, nachhaltigen und innovativen ÖPNV zu schaffen. Ich bin gespannt auf die weiteren Entwicklungen.

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