Lernen Sie das BUS2BUS Advisory Board kennen: Finn Ole Matthias Peters
Der Geschäftsführer von Peters-Reisen stärkt im BUS2BUS Advisory Board den Mittelstand und den Wandel der Bustouristik.
Als Geschäftsführer von Peters-Reisen steht Finn Ole Matthias Peters für die Perspektive eines mittelständischen Familienunternehmens in der Busbranche. Im Advisory Board der BUS2BUS setzt er sich für praxisnahe Lösungen und die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Betriebe ein. Darüber hinaus repräsentiert er das Thema Transformation und Change: Angesichts Fachkräftemangel, Nachwuchsproblemen und Generationenwechseln in Familienbetrieben beschäftigt er sich mit der Frage, wie sich der Wandel zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Bustouristik gestalten lässt.
1. Welche Entwicklungen prägen Ihrer Meinung nach die Bus- und Mobilitätsbranche aktuell am stärksten?
Wir erleben einen strukturellen Wandel auf mehreren Ebenen: Fahrermangel, steigende Kosten, zunehmende Bürokratie – und gleichzeitig eine Kundschaft, die sich neu orientiert. Menschen wollen reisen – aber bewusster, barriereärmer und emotionaler. Die Erwartungen reichen von digitaler Buchbarkeit und Echtzeit-Infos bis hin zu empathischer Begleitung und persönlichem Service.
Genau diese Zweispurigkeit ist herausfordernd – und zugleich eine riesige Chance: Wir müssen den Bus nicht nur technisch modernisieren, sondern auch neu denken. Mit unserem StartUp vJourney ermöglichen wir virtuelle Reiseerlebnisse für Menschen, die nicht mehr physisch verreisen können – und schaffen so neue Formen der Teilhabe und kulturellen Mobilität.
Die Branche muss sich trauen, über den Tellerrand hinaus zu denken – oder besser: über den Bus hinaus. Künstliche Intelligenz, VR und digitale Tools helfen uns dabei, Prozesse zu vereinfachen und Ressourcen zu schonen, während gleichzeitig Raum entsteht für das, worum es am Ende wirklich geht: echte Begegnung, Gemeinschaft und Inspiration.
2. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Arbeitsumfeld und welche Chancen sehen Sie für die Branche?
Nachhaltigkeit ist für uns kein Trendbegriff, sondern gelebte Verantwortung im Alltag. Unsere Busreisen ersetzen tausende PKW-Kilometer – das senkt den CO₂-Ausstoß signifikant und zeigt, dass kollektive Mobilität ein Teil der Lösung ist.
Darüber hinaus schaffen wir mit unserem Start-up vJourney eine völlig neue Form der klimafreundlichen Teilhabe: Virtuelle Reisen für Menschen, die nicht (mehr) real verreisen können – ob aus gesundheitlichen, altersbedingten oder finanziellen Gründen. Gleichzeitig nutzen Reisebüros unsere Technologie auch als emotionales Verkaufsargument: Nachhaltigkeit, die erlebbar wird.
Die große Chance für die Branche liegt darin, Nachhaltigkeit nicht als technische Pflichtübung zu begreifen, sondern als emotionales Erlebnis und Zukunftsversprechen. Für mittelständische Unternehmen heißt das: Transformation beginnt nicht mit Technologie, sondern mit einer klaren inneren Haltung.
3. Welche Erwartungen haben Sie an die BUS2BUS 2026 – welche Themen sollte die Branche dort besonders diskutieren?
Die BUS2BUS sollte der Ort sein, an dem Technologie, Unternehmertum und gesellschaftliche Verantwortung zusammenkommen – nicht getrennt, sondern vernetzt gedacht.
Neben den wichtigen Debatten zu Antriebstechnologien und Digitalisierung wünsche ich mir vor allem Impulse zu den „People-Themen“, die über unser aller Zukunft entscheiden:
- Wie gewinnen wir neues – vor allem junges – Fahrpersonal, speziell für den Reiseverkehr?
- Wie gestalten wir Generationenwechsel, wenn viele Betriebe altersbedingt aufgeben?
- Wie machen wir den Bus wieder relevant für junge Menschen?
- Und wie gewinnen wir neue Reisegäste – etwa die „jungen Senioren“, die digital, fit und anspruchsvoll sind?
Vielleicht müssen wir TikTok nicht nur in den Bus bringen, sondern auch das Busdenken in TikTok. Die Branche braucht mehr als technische Innovation – sie braucht emotionale Inspiration, eine gemeinsame Vision und neue Bilder im Kopf. BUS2BUS kann genau dafür Bühne und Motor zugleich sein.
4. Gibt es ein Erlebnis mit dem Bus, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja – und es steht sinnbildlich für das, was ich Erinnerungsgold® nenne: kleine, unerwartete Momente, die bleiben. Ich war selbst als Fahrer unterwegs – eine Reise ins schöne Dreiländereck rund um Feldkirch. Auf dem Rückweg gerieten wir in einen „natürlichen Stau“: Beim traditionellen Alpabtrieb blockierte die Dorfküche samt Viehzug die Straße.
Was andernorts Stress bedeutet hätte, wurde hier zum echten Highlight: Die Gäste stiegen aus, machten Fotos, winkten den Kühen, lachten – und genossen den Moment. Kein Zeitplan, keine App – nur Authentizität, Gelassenheit und dieses besondere Gruppengefühl, wenn man gemeinsam etwas erlebt, das niemand geplant hat – aber alle verbindet.
Solche Augenblicke zeigen mir, warum wir das tun, was wir tun. Der Bus ist eben mehr als ein Verkehrsmittel: Er ist eine Bühne für Geschichten, Begegnungen und echte Erlebnisse. Und oft sind es genau diese Momente, über die man noch Jahre später spricht, wenn man sich irgendwo wiedersieht.
5. Wenn Sie nicht in der Mobilitätsbranche arbeiten würden – in welchem Bereich könnten Sie sich stattdessen sehen?
Entweder ganz klassisch – oder ganz anders. Wahrscheinlich wäre ich Tischler geworden: etwas mit den Händen schaffen, Holz riechen, am Ende des Tages sehen, was man gebaut hat – das hat mich schon immer fasziniert.
Oder das komplette Gegenteil: Innovationsberater in einem Start-up in Montreal. Internationale Perspektiven, kreative Gründer, schnelle Ideenzyklen – kombiniert mit Impact und Technologie, die wirklich etwas verändert. Hauptsache: es hat Sinn, es hat Herz, und es bringt Menschen weiter.
6. Als mittelständisches Busunternehmen: Welche besonderen Chancen und Herausforderungen sehen Sie aktuell im Wettbewerb mit großen Playern?
Unsere Herausforderung: Wir haben keine Konzernstrukturen, keine Millionenbudgets, keine Einkaufsmacht. Unsere Stärke: Wir sind näher dran. Persönlicher. Schneller. Ehrlicher.
Wir kennen unsere Gäste beim Namen – und das bleibt auch so, selbst wenn wir unsere Prozesse digitalisieren und verschlanken. Für uns heißt Digitalisierung nicht: Mensch raus, Technik rein. Sondern: Den Bus auf digitale Räder stellen, ohne den Service zu verlieren.
Das bedeutet beispielsweise: Buchung & Rückerstattung mit einem Klick – aber der Anruf wird trotzdem von einer echten Kollegin entgegengenommen. Digitale Schnittstellen, ja – aber mit Haltung und Handschlaggefühl.
In genau dieser Balance liegt unsere Chance: Technologie nutzen, um wieder mehr Mensch zu sein. Und dort zu glänzen, wo große Player oft unpersönlich werden. Denn wer heute reist, sucht nicht nur Effizienz – sondern Bedeutung.