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5 Fragen an Prof. Dr. Bernd Eisenstein

Wie verändert sich das Reisen?

Veränderungen beim Reiseverhalten sind in der Regel Folgen gesellschaftlicher Veränderungen. Zu den gegenwärtigen zentralen Treibern grundlegender Veränderungen gehören der Klimawandel und dessen Folgen sowie die Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche. Letztere wird alle Stationen der Customer Journey durchdringen und vieles für touristische Anbieter und Nachfrager verändern. Eng in Verbindung mit dem Klimawandel kann ein sich abzeichnender Wertewandel in der Gesellschaft festgestellt werden: räumliche Mobilität wird nicht mehr ausschließlich positiv bewertet. Die Ära der gesellschaftlichen Glorifizierung räumlicher Mobilität neigt sich dem Ende zu.

Wie verändern sich die Anforderungen der jungen Generation im Vergleich zu den vorherigen Generationen?

Die junge Generation fordert eine umfassende Berücksichtigung der oben genannten gesellschaftlichen Trends durch die touristischen Anbieter. „Digital Readiness“ bzw. „Digital Ability“ der touristischen Anbieter stellen für große Teile der jungen Generation ein Hygienefaktor dar – ein entsprechendes Angebot wird schlichtweg vorausgesetzt, das Fehlen führt unmittelbar zu Wettbewerbsnachteilen. Es ist zu erwarten, dass die Anbieter in diesem Bereich perspektivisch einer Anspruchsinflation ausgesetzt sein werden. Offenbar langsamer vollzieht sich der Wandel hin zum nachhaltigen Reisen. Zwar beurteilen Teile der jungen Generation die Folgen des Reisens kritischer, doch besteht bezüglich eines nachhaltigen Tourismus auch in dieser Alterskohorte ein Attitude-Behaviour-Gap.

Prof. Dr. Bernd Eisenstein

Welche Potenziale sehen Sie für die Bustouristik in Deutschland?

Mengenmäßig zeigen die verschiedenen Marktforschungsstudien, dass rund ein Fünftel bis ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland ein grundsätzliches Interesse an Busreisen hat, zunächst ganz unabhängig vom Reiseziel. Allerdings gib es innerhalb der verschiedenen Bevölkerungsteile große Unterschiede.

Wie können Anbieter neue Zielgruppen erreichen?

Nach meiner Einschätzung werden vielerorts die Möglichkeiten der modernen Marktsegmentierung noch nicht umfassend genutzt. Und das, obwohl zeitgemäße Methoden sich nicht nur durch wissenschaftliche Evidenz, sondern auch durch eine einfache Anwendbarkeit in der Praxis auszeichnen. Die Auswahl der für das jeweilige Unternehmen attraktivsten Zielgruppen könnte häufig weiter professionalisiert werden. Es bietet sich an, von der reinen Zielgruppenbetrachtung auf eine Betrachtung von Zielgruppen-Themen-Kombinationen umzustellen und diese mit Quellmarktpotenzialen und Mediendaten zu verknüpfen.

Welche Destinationen können besonders von einer starken Busbranche profitieren?

Zielgruppenspezifische Begehrlichkeit, Zugänglichkeit bzw. Erreichbarkeit und busspezifische Infrastruktur bzw. Dienstleistungen gehören zu den grundsätzlichen Erfolgsfaktoren für Destinationen, um von der Branche als touristisches Zielgebiet zu profitieren. Allerdings setzt sich die Branche seit einiger Zeit verstärkt mit Angebotsformaten auseinander, die den Bus weniger als reines Mittel zur Raumüberwindung in die Destination sehen, sondern stattdessen das Reiseerlebnis im Bus als Reiseanlass aufbauen. Ich halte das für lohnend.

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