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5 Fragen an Jens-Michael May
Was hat Sie dazu gebracht und motiviert, in der Mobilitätsbranche zu arbeiten? Welche beruflichen Erfahrungen oder Herausforderungen bei der Hamburger Hochbahn AG haben Sie in Ihrer Karriere besonders geprägt? Wie haben Sie diese Erfahrungen genutzt, um Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten bei MOIA einzubringen?
Eine Großstadt wie Hamburg kann ohne einen gut ausgebauten ÖPNV nicht funktionieren – denken Sie nur an die Vielzahl der anfallenden Wege, zum Beispiel zur Arbeit, zur Ausbildung oder in der Freizeit. Der ÖPNV ist zudem eng mit Politik und Wirtschaft verbunden. Ich habe vor allem über gemeinsame Projekte – beispielsweise den Bau der Hafencity – viele spannende Einblicke erhalten, wie genau eine Metropole wie Hamburg funktioniert. Persönlich reizt mich die umwelt- und klimapolitische Dimension der Arbeit bei der Verzahnung von ÖPNV und privaten Mobilitätsdiensten. Nur so kann die Mobilitätswende gelingen und Umwelt und Klima geschützt werden.
Bevor ich bei MOIA als Geschäftsführer anfing, war ich seit 1993 für die Hamburger HOCHBAHN AG tätig und war zunächst vier Jahre Assistent des Vorstandsvorsitzenden. Später hatte ich dort unterschiedliche Managementpositionen inne. Während der Expansion der HOCHBAHN wurde ich unter anderem als Generalhandlungsbevollmächtigter in Wiesbaden und als Geschäftsführer in München eingesetzt. Gleichzeitig war ich verantwortlicher Geschäftsführer zweier Hamburger Bus-Tochtergesellschaften.
Ich habe also das Geschäft des ÖPNV von der Pike auf gelernt: Neben der Strategieentwicklung auch alle Details des Busbetriebs – inklusive Verkehrsleitung und Controlling. Diese Vorkenntnisse helfen mir bei meiner täglichen Arbeit bei MOIA sehr.
Wie arbeitet MOIA mit anderen Verkehrsanbietern und städtischen Infrastrukturen zusammen, um eine nahtlose Integration seiner Dienstleistungen zu gewährleisten?
Sehr eng, für die optimale Einbindung von Ridepooling in ein städtisches Verkehrssystem braucht es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den lokalen Verkehrsanbietern und den städtischen Behörden. Seit Januar 2023 sind wir als eigenwirtschaftlicher Linienbedarfsverkehr Teil des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg. Die Konzession ist für die Jahre 2023 bis 2025 gültig und schließt unter anderem barrierefreie Fahrzeuge mit ein.
Gleichzeitig ist das Angebot von MOIA mit dem Tarif des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) verknüpft, um die intermodale Nutzung im Nahverkehr zu stärken. Die Tarifintegration wird durch die Förderrichtlinie „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr ermöglicht. Darüber hinaus verpflichten wir uns auch zum Teilen von Daten, um das städtische Mobilitätssystem insgesamt zu stärken. Dazu stehen wir mit den Behörden auf Landes- und Bundesebene im stetigen Austausch.
Wie hat MOIA auf die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Transportlösungen reagiert? Welche Schritte wurden unternommen, um sicherzustellen, dass die Mobilitätsdienstleistungen von MOIA nachhaltig sind?
Die Mobilität in Städten wird sich in den kommenden Jahren stark verändern. Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Mobilitätslösungen wird mit der fortschreitenden Urbanisierung, regulatorischen Rahmenbedingungen und nicht zuletzt durch den Wertewandel der Menschen rasant steigen. Städte und Kommunen wollen daher ihren Verkehr effizienter und klimafreundlicher gestalten. Mit Ridepooling wollen wir bei MOIA diesen Wandel in und mit den Städten aktiv mitgestalten.
Unser Service ist vollelektrisch, was zu einer erheblichen Reduzierung der CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen führt. Wir setzen zudem auf 100 Prozent Ökostrom beim Laden unserer Fahrzeuge und kooperieren mit zahlreichen Unternehmen in Hamburg und Hannover, um den gesamtstädtischen Ausbau der Ladeinfrastruktur zu stärken. Natürlich setzen wir auch auf die stetige Optimierung unserer Betriebsabläufe, um Ressourcen zu schonen.
Welche Rolle spielt die Technologie bei den Dienstleistungen von MOIA? Wie werden Innovationen und digitale Lösungen genutzt, um das Kundenerlebnis zu verbessern?
Bei MOIA decken wir zunächst einmal die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Ridepooling ab: von Algorithmen und Apps über das Fahrzeug bis hin zum Flottenmanagement und zur Infrastruktur.
Jedoch steht die Entwicklung der Apps für Kundinnen und Kunden, aber auch für unsere Fahrerinnen und Fahrer im Zentrum unseres Geschäftsmodells. Diese Anwendungen optimieren wir stetig, um das Kunden- und Fahrererlebnis zu verbessern und so auch gesamtgesellschaftlich einen noch größeren Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten. Auch bei der Entwicklung unseres digitalen Flotten- und Passagiermanagements kommt modernste Technologie zum Einsatz.
Vor dem Hintergrund, dass wir einen kommerziell skalierbaren automatisierten Ridepooling-Service in den Jahren nach 2025 anbieten wollen, gilt es natürlich gleichzeitig, diese digitalen Lösungen für den neuen Service weiterzuentwickeln.
Wie sieht die Rolle von autonomen Fahrzeugen, wie dem ID. Buzz AD, im Ridepooling-Service von MOIA aus?
Unser gemeinsames Pilotprojekt mit Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Hamburg ist Wegbereiter für die Entwicklung von automatisierten Mobility-as-a-Service (MaaS)-Angeboten bei Volkswagen. In Hamburg schaffen wir die Grundlagen für die Entwicklung und Prüfung von Technologien und Betriebsabläufen entlang der vielschichtigen Wertschöpfungskette eines Mobilitätsdienstes.
Der ID. Buzz AD, der als automatisiertes Ridepooling-Fahrzeug in den ersten Jahren für den Service vorgesehen ist, entwickelt VWN. Im Verlauf der kommenden Monate werden die einzelnen Features des Fahrzeugs der Öffentlichkeit im Detail vorgestellt.