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5 Fragen an Anna Grönlund

Während der letzten fünf Jahre hat sich die schwedische Busindustrie dramatisch verändert. Gegenwärtig laufen circa 90 Prozent der Busse im schwedischen ÖPNV-Netz ohne fossile Brennstoffe. Was sind die Hauptgründe dafür – und wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung? Biogas, Elektrifizierung, Brennstoffzelle? Was sind die größten Hindernisse?

Dank Biokraftstoffen ist die große Transformation der schwedischen Busindustrie hin zu einem nachhaltigen öffentlichen Verkehrssystem ohne fossile Brennstoffe machbar. Wir beobachten die Einführung elektrischer Busse in vielen Regionen. Biokraftstoffe werden jedoch in der laufenden Transformation weiterhin eine große Rolle spielen. In Schweden sind wir daher sehr besorgt angesichts der unserer Meinung nach negativen Einstellung sowohl der Europäischen Kommission als auch einiger EU-Mitgliedsstaaten gegenüber Biokraftstoffen.

Sowohl die Busindustrie als auch der ÖPNV haben überall unter der Pandemie gelitten. Wie würden Sie Ihre bisherigen Erfahrungen zusammenfassen? Und was werden Sie tun, um die Langzeitauswirkungen zu minimieren?

In Schweden ging das öffentliche Leben in vielerlei Hinsicht während der ganzen Pandemie ohne wesentliche Einschränkungen weiter. Der Busverkehr rollte – gleichzeitig wurde der Bevölkerung geraten, nur die allernotwendigsten Fahrten zu unternehmen. Insofern bedeutete das eine Geschäftseinschränkung, die viele unserer Mitgliedsfirmen hart traf. Die schwedische Regierung hat eine breite Unterstützung zugesichert, sowohl für alle betroffenen Betriebe als auch für Regionen in denen öffentliche Verkehrsmittel verkehren, jedoch keine gezielten Hilfen für stark betroffene Busunternehmen. Das ist ein Umstand, den wir kritisieren.

Um alte wie neue Kunden zu gewinnen, müssen wir jetzt daran arbeiten, das Busfahren noch attraktiver zu gestalten. Hier werden Investitionen in eine busgerechte Infrastruktur sehr wichtig sein. Wenn ein Reiseziel mit dem Bus leicht und bequem erreichbar ist, entscheiden sich viele für dieses Verkehrsmittel. Gezielte Unterfangen wie das Bus Rapid Transit-Projekt und separate Busspuren sind essentiell, ebenso bustourismus-freundliche Städte, barrierefreier Zugang und sichere Busbahnhöfe usw.

Aus Busunternehmersicht: Wie sehen Sie die Entwicklung von Smart Connected Cities und die Rolle der Elektrifizierung?

Smart Cities benötigen ein öffentliches Busverkehrsnetz. Viele Elemente existieren bereits – Daten, einsatzreife Fahrzeuge, Planungssysteme usw. Jetzt müssen wir sie zusammenarbeiten lassen, Datasharing-Geschäftsmodelle entwickeln und unseren Kunden noch fortschrittlichere und userfreundlichere Produkte präsentieren. Global gesehen, sind E-Busse die Zukunft. In Schweden jedoch gehen wir davon aus, dass wir auf lange Sicht E-Antrieb und Biokraftstoffe kombinieren müssen. Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass es einer Diskussion um eine wirklich nachhaltige Stromproduktion bedarf .

Wer hat das weltbeste Buskonzept? Vielleicht sollte man einen globalen Wettbewerb ausschreiben und alle Bewerber filmen?

Mein Favorit ist Mettis, ein Buskonzept aus Metz in Frankreich. Der Anblick von so vielen fantastischen, bunten Busses in dieser historischen Stadt macht mich glücklich und stolz, Teil der Busindustrie zu sein! Ein globaler Wettbewerb für das beste Buskonzept wäre eine super Idee und für viele Lokalpolitiker und Entscheidungsträger ein Ansporn.

Wie sehen Sie die Investitionen in die schwedische Businfrastruktur im Vergleich zur Schiene? Wie steht man Reisebussen und Privatanbietern gegenüber im Vergleich zum öffentlichen Busverkehr?

Da Busse hauptsächlich im lokalen und regionalen Straßennetz verkehren, müssen wir die nationalen Investitionen in Straße und Schiene betrachten, um ein Gesamtbild zu bekommen. Ich würde gerne Lena Erixon, die jetzt scheidende Generaldirektorin der Schwedischen Verkehrsverwaltung, zitieren, die in einem Interview mit einer schwedischen Fachzeitschrift sagte: "Wir sehen, dass die vorhandenen Gelder für das Straßennetz nicht ausreichen und werden dort leider eine Verschlechterung beobachten". Ich bin über diese Aussage einer sehr umfangreich informierten Person beunruhigt.

Was den Zugang und Service bei Reisebussen im Vergleich zum öffentlichen Busverkehr betrifft, würde ich sagen, dass in Schweden die Bedingungen je nach Region variieren. Während manche Regionen sich sehr bemühen, ein komplettes System funktionsfähig zu gestalten, wehren sich manche ÖPNV-Verwaltungen mehr oder weniger gegen private Busanbieter.

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