
Prof. Dr. Bernd Eisenstein, Direktor Deutsches Institut für Tourismusforschung (Fachhochschule Westküste)

Welche Potenziale sehen Sie für die Bustouristik in Deutschland?
Mengenmäßig zeigen die verschiedenen Marktforschungsstudien, dass rund ein Fünftel bis ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland ein grundsätzliches Interesse an Busreisen hat, zunächst ganz unabhängig vom Reiseziel. Allerdings gib es innerhalb der verschiedenen Bevölkerungsteile große Unterschiede.
Wie können Anbieter neue Zielgruppen erreichen?
Nach meiner Einschätzung werden vielerorts die Möglichkeiten der modernen Marktsegmentierung noch nicht umfassend genutzt. Und das, obwohl zeitgemäße Methoden sich nicht nur durch wissenschaftliche Evidenz, sondern auch durch eine einfache Anwendbarkeit in der Praxis auszeichnen. Die Auswahl der für das jeweilige Unternehmen attraktivsten Zielgruppen könnte häufig weiter professionalisiert werden. Es bietet sich an, von der reinen Zielgruppenbetrachtung auf eine Betrachtung von Zielgruppen-Themen-Kombinationen umzustellen und diese mit Quellmarktpotenzialen und Mediendaten zu verknüpfen.
Welche Destinationen können besonders von einer starken Busbranche profitieren?
Zielgruppenspezifische Begehrlichkeit, Zugänglichkeit bzw. Erreichbarkeit und busspezifische Infrastruktur bzw. Dienstleistungen gehören zu den grundsätzlichen Erfolgsfaktoren für Destinationen, um von der Branche als touristisches Zielgebiet zu profitieren. Allerdings setzt sich die Branche seit einiger Zeit verstärkt mit Angebotsformaten auseinander, die den Bus weniger als reines Mittel zur Raumüberwindung in die Destination sehen, sondern stattdessen das Reiseerlebnis im Bus als Reiseanlass aufbauen. Ich halte das für lohnend.

Städtetrip als Virtual Reality-Erlebnis
Wie lebte es sich in der geteilten Stadt Berlin? Wie feierte ein barocker Fürst? Dieses und mehr können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der virtuellen Stadtführungen von Timeride erfahren. In fünf deutschen Städten gibt es diese besondere Art der Stadterkundung mit thematisch angepassten Angeboten bereits. Ausgestattet mit VR-Brillen, begeben sich die Teilnehmenden mitten in ihr historisches Abenteuer.

Digitale Vertriebswege für den ÖPNV
Gewinner des Start-up Awards der BUS2BUS 2022 ist das Team von Vesputi. Mit Mobilitybox haben die Leipziger ein Backend für den ÖPNV entwickelt. Es erlaubt Verkehrsbetrieben ihren Vertrieb zu stärken und neue Kundengruppen zu erreichen. Denn Vesputo bindet Vertriebspartner wie Flughäfen, Fernbusanbieter oder Hotels ein, übernimmt die Ticketerstellung, kümmert sich um Bezahlung und Clearing. Auch eigene Projekte lassen sich mit Mobilitybox schnell und kostengünstig realisieren.
Video des Tages

Am zweiten Messetag diskutierten Expertinnen und Experten, Verbandsvertreterinnen und -vertreter und Unternehmerinnen und Unternehmer neue Konzepte für die Bustouristik. Neben dem Start-up Award wurde auf der BUS2BUS zum ersten Mal der Sonderpreis in der Kategorie Fresh Travel verliehen. Der bdo-Kongress beschäftigte sich mit dem Thema „Wettbewerb und Wandel“.
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